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Deep Space _ Suche nach Erde 2.0

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Vision

Ein Kind wacht morgens auf, blickt aus den runden Fenstern der Druckluftkabine auf die trostlose und rötliche Wüstenlandschaft seiner Heimat. Umgeben von den Regolith- und Gesteinswänden eines Kraters, liegt die geschützte Siedlung, in der es mit seinen Menschen und weiteren Siedler lebt. Am Horizont ziehen Sandwolken über den rostigen Boden, wirbeln kleine lose Steine auf und hinterlassen eine staubige Atmosphäre. Sandstürme, auch Staubteufel oder Monsterstürme genannt, sind keine Seltenheit, alle paar Sols verwüsteten sie die ersten Versuche eine permanente Siedlung an der Oberfläche dieses Planeten zu errichten und die großen unterirdischen Tunnelsysteme verlassen zu können.

Das Kind blickt zur Seite auf eine Hologrammdarstellung eines bläulichen Planeten, den seine Menschen immer als ihre erste und verlassene Heimat bezeichnen. Dies war nie sein Planet, es hat schon immer hier gelebt und ist hier erzeugt worden.

Seine Heimat ist der Planet Mars.

Über die Erde hinaus

"Deep Space" beruht auf einer hypothetisch entwickelten Zukunftsversion auf dem Planeten Mars im Jahr 2100, die eine dystopische Vergangenheit der Erde und der Menschheit voraussetzt und als Suche nach der Erde 2.0 definiert. Um die dargestellte Vision in dieser Arbeit untersuchen und letztendlich interpretieren zu können, baut Deep Space auf Grundlagenkenntnissen der Astronomie und Raumfahrt auf. Sie hinterfragt und skizziert realistische, sowie unrealistische, nach Science-Fiction klingende Überlebensoptionen außerhalb der Erde. Es werden Überlebenstechnologien in Betracht gezogen und untersucht, die den Menschen langfristig in andere planetare Verhältnisse, Voraussetzungen und Zustände adaptieren und in diese Systeme etablieren können. Die Arbeit formuliert und skizziert dabei mit Informationsgrafiken auf einer Website eine realistische Möglichkeit zur Stabilisation des System Mensch.

Website Deep Space


Mission Erde 2.0

Der 4,6 Milliarden Jahre alte Planet Erde war die erste Heimat unserer humanitären Spezies. Sie war einst der Ursprungsort aller damals bekannten Lebensformen und Lebewesen. „Menschheit bedeutet Krieg“ - So war es von den Menschen Mitte des 21. Jahrhunderts überall auf den Kontinenten zu vernehmen. In Folge von politischen Unruhen, Rassismus, diktatorischen Verhältnissen, Kapitalismus und generellen Differenzen über kontinentale Grenze hinweg, kam es zu globalen, politischen und sozialen Herausforderungen. Unter anderem kam es zu einer Aufhebung des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen und atomaren Bomben. Die Folgen waren Jahrzehnte andauernde globale atomare und digitale Angriffe und Kriege zwischen den Weltmächten. Der Fokus der medialen Informationsverbreitung lag auf den schwerwiegenden Folgen der atomaren Kriegsgeschehnissen, während der ökologische, sich rapide verschlechternde Zustand der Erde in den Hintergrund trat. Die Spezies verlor über Jahrzehnte hinweg die Natur aus den Augen. Trockene Regionen wurden immer trockener, feuchte immer feuchter. Waldbrände, schmelzende Polkappen, ein steigender Meeresspiegel, verseuchte Trinkwasserquellen, ein starker Rückgang von Populationen und der Verlust der generellen terrestrischen Biodiversität konnten bereits in den 2030er Jahren festgestellt werden. Mitte des 21. Jahrhunderts wurde die Erde von über 70,7% Wasserfläche bedeckt. Durch die Folgen der Klimakatastrophen stieg der Meeresspiegel stark an und lies die Fläche der Ozeane auf 96,5% von den 70,7% steigen. Die als Trinkwasser verwendbaren Flüsse und Seen sanken auf einen nicht für die Bevölkerung ausreichenden Anteil von 3,5% von den insgesamt 70,7%. Der Anteil der bewohnbaren Erdoberfläche wurde von den Menschen bevölkert und mit exzessiver und kommerzieller Landwirtschaft, durch Urbanisierung, Ressourcenausbeutung durch Massenkonsum und Transportwegebau beeinflusst. Der Mensch löschte die Natur fast vollständig aus. Der ökologische Fußabdruck wuchs exponentiell an, während massiver Konsum in allen Lebensbereichen den scheinbaren Wohlstand eines Individuums formte, Statussymbole ersetzte und das aktuelle Leid der Menschheit versuchte in den Hintergrund zu drängen.

Heute umkreist den einst blaue Planet ein Ring von Satelliten, Sonden und Schrott, die diesig, staubige und verseuchte Atmosphäre gibt lediglich den Blick auf eine dystopisch wirkende Vergangenheit frei. Auf der Oberfläche türmen sich Müllberge höher als Wolkenkratzer, reihen sich neben funktionslose Wind- und Atomkraftanlagen und die verlassenen, postapokalyptischen Stadt- und Landstrukturen. Die Auswirkungen der Kriegsgeschehnisse sind immer noch zu fühlen.

Erde 2022

Erde 2100

Farben des Universums - Exkurs



Durch den Einsatz optischer Instrumente zur Erstellung der 2dF-Galaxien-Rotverschiebungskarte entdeckten die Astronomen und Kosmologen Karl Glazebrook und Ivan Beldry die Farbe des Universums. Als Nebenprodukt entstand durch die Aufnahme von über 200.000 Galaxien eine Farbe, die mit der durchschnittlich gemessenen Farbe der Galaxien vergleichbar ist. Nach ersten Messungen galt ein blasses türkis als die Farbe des Universums. Wenige Monate später wurde die Farbe durch einen falsch berechneten Weißabgleich korrigiert und als Beigeton bezeichnet. Die genaue Bezeichnung der Farbe ist cosmic latte Farbcode: #FFF8E7.
Die Farbauswahl in diesem Projekt wurde mithilfe von real aufgenommenen Bildern von Planeten und Fotobearbeitungen von Galaxien erstellt. Sie sollen ein möglichst reales, anmutendes Bild der Farbgebung erzeugen. Die Farben sind mit einem Dunstschleier abgedunkelt, um dem Gefühl einer Dystopie näherzukommen.

2 Millionen Menschen kolonisieren den Mars

Die Zukunft der Erde... der Menschheit, unserer humanitären Spezies, liegt in den Sternen. Wenn es der Menschheit nicht gelingt, außerhalb unseres Heimatplanetens Fuß zu fassen und sich an andere Orte und Gegebenheit langfristig zu adaptieren, wird die Menschheit, werden wir, wird die Natur, wird die Flora und Fauna, wird unsere Lebensgrundlage, aussterben. Wenn der Mensch sich nicht im extraterrestrischen Raum ansiedeln kann und auf dem Planeten Erde weiter unter den aktuellen planetaren Gegebenheiten lebt und konsumiert, wird die Erde nicht auf Ewigkeiten bewohnbar bleiben.

Weltraumlift

Mars Rover Fotografien

Potentielle Gefahren bei Marsmissionen

Katastrophaler Fehlschlag
3/4 aller Marssonden erreichten ihr Ziel nicht
Entfernungsproblem
Strahlung
Mechanisches Versagen
Kommunikationsverlust
Mikrometeoriten
Muskel- und Knochenbauleiden
Streckung der Wirbelsäule im All
Knochenmassenverlust
Verschlechterung der Sehkraft
Kosmische Strahlung

Auftritt von Nierensteinen
Sonnenwind
Krebsrisiko
Vorzeitiges altern durch Strahlendosen
Lichtblitze im Sehfeld, wenn subatomare Teilchen die Flüssigkeit im Augapfel ionisieren
Irreparable Hirnschäden
Steigender Gehirndruck
Bedrohung durch Sonneneruptionen
Mikrometeore
Psychologische Probleme
Dauerhafte molekulare Veränderung des Körpers

Exoplaneten

Extraterrestrische Basis

Ausbau der Weltrauminfrastruktur, Industrialisierung und Kommerzialisierung des Weltraums.

"You should never doubt that a small group of smart, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only way that has ever succeeded."

Margaret Mead _ 1901 - 1978

Terraforming

Terraforming (Wortbildung aus dem lateinischen Wort terra= Erde und dem englischen Wort forming = formen, umformen,gestalten) bezeichnet die Umwandlung anderer Planeten in erdähnliche, vom Menschen bewohnbare Planeten mit unterschiedlichen technischen Methoden und Konzepten. Das Thema ist vor allem durch den Sciencefiction Bereich populär geworden.
Der Stand der heutigen Wissenschaft zeigt, dass sich Erde und Mars vor über 3,8 bis 3,5 Milliarden Jahren sehr viel ähnlicher waren, als sie es heute sind. Die Marsmissionen der letzten Jahrzehnte deutet darauf hin, dass der Planet viel feuchter und wärmer gewesen sein muss und erst mit der Zeit durch Sonneneruptionen seine Atmosphäre verlor, flüssiges Wasser verdampfte und sich im Zuge dessen der Kern auskühlte und verfestigte. Ein fester Kern im Inneren eines Planeten bedeutet, dass sich kein Magnetfeld und somit keine ausreichende Schutzhülle um den Planeten bilden kann. Ein Ziel des Terraforming Prozess muss demnach ein künstlich induziertes globales Magnetfeld sein, das die Atmosphäre vor Sonnenwinden schützt.

Methode 1. Bomben

Die Polkappen der Nord- und Südhalbkugel, welche einen großen Permafrostboden Anteil besitzen, werden mit Wasserstoffbomben oder Atombomben bombardiert, um so einen schnellen Schmelzprozess einzuleiten.

Methode 2. Asteroiden

Asteroiden und Kometen, die die Umlaufbahn des Mars nur knapp anschneiden, werden mit gezielten Ablenkmanövern, bspw. mit Laserkanonen, von ihrer Bahn in die Atmosphäre des Mars gelenkt. Beim Ablenken und Eintreten in die Atmosphäre erhitzt sich das Objekt und setzt so beim Auftreten auf den Mars Wärme frei.

Methode 3. Impfung

Atmosphäre des Mars mit Methan und Wasserstoff “impfen”, um einen natürlichen Treibhausgaseffekt zu erzielen.

Methode 4. Polkappen schmelzen

In der Umlaufbahn des Mars fliegen Satelliten ausgerüstet mit großen Spiegeln und Solarmodulen, um Sonnenlicht gebündelt und konzentriert auf einzelne Punkte zu lenken und die Polkappen zum Schmelzen zu bringen.

"If humans are indeed going to go to Mars, if we're going to go beyond, we have to learn how to live on other planetary surfaces, to use what we find there and bend it to our will,..."

Michael Griffin NASA Administrator _ 2007

Verantwortung und Impulse

Was bedeutet es, wenn sich auf einem Zielplaneten auf ganz natürliche Weise Leben entwickeln würde, welches perfekt an die Gegebenheiten des Zielplaneten angepasst wäre? Hätte die menschliche Spezies das Recht den Planeten nach ihren Gegebenheiten umzuformen, zu übernehmen und mikrobielles, an den ursprünglichen Planeten angepasstes Leben auszulöschen? Wo ziehen wir die Grenzen bei der Auswahl der Zielplaneten in anderen Galaxien, wenn wir auf technisch unterentwickeltes Leben stoßen, der Planet aber für ein menschliches Leben und den Terraforming Prozess geeignet wäre?

Wenn wir den Mars in wenigen Jahrhunderten terraformiert haben, welche Staatsform, welches Rechtssystem und welche sozialen Strukturen werden wird ausbilden und von der Erde übernehmen? Machen wir alles „besser“ als auf unserem Planeten oder übertragen wir unsere vorherrschenden Strukturen? Wird es ein Geld- und Zahlungssystem geben oder versuchen wir uns an einer Gemeinschaft, die auf dem Teilen miteinander ausgelegt ist? Wird der Mensch als Individuum leben oder als zusammenhaltende Gemeinschaft? Wem gehört der Raum auf dem Mars? Wird Sauerstoff und Wasser als Kapital, Zahlungsmittel und am Ende sogar als Wohlstandgut behandelt?

HfG Offenbach Rundgangpreis 2022


Jury Begründung

"Deep Space der Studentin Lea Sophie Krempin bei Prof. Lisa Borgenheimer im Lehrgebiet Informationsdesign ist eine visualisierte Zukunftsvision für ein Leben auf dem Mars. Überzeugt an der Arbeit haben uns der kritische Blick auf das Jetzt, unser Leben auf der Erde, und die Vision einer Zukunft auf dem Mars.
Lea Sophie Krempin beschäftigt nicht nur die Frage des »Terraformings«, die Umformung anderer Planeten in bewohnbare erdähnliche Himmelskörper mittels zukünftiger Technologie. Sie stellt sich auch die moralische Frage wie Aneignung eines Planeten, der uns nicht gehört."

Visual Discovery Conference, Schweiz, 2022

Visual Discovery Conference Wettbewerb

Auszeichnung der internationalen Jury während der Visual Discovery Conference in der Schweiz für die beste Studentenarbeit. Der Gewinn des Wettbewerb war eine traditionelle Schweizer Kuhglocke.

Quellen